Eigentlich wollten wir wieder nach Frankreich reisen, aber manchmal kommt es anders. Wir wollten möglichst schnell wieder nach Hause (Deutschland) kommen und die polnische Ostseeküste ist vom Grenzübergang Stettin nicht sehr weit.

Gesamtstrecke 600 Kilometer, bis Stettin sind es 300 Kilometer.

Wir sind schon mehrfach nach Polen gereist, oft Kurzurlaube im Januar. Den letzten längeren Sommerurlaub haben wir dort 2010 unternommen. Wir waren damals in Grzbowo nahe Kolberg, diesmal sind wir nach Sarbinowo gefahren. Die Orte haben auch noch deutsche Namen. Sorenbohm oder auch Sarbinowo ist ein kleines Bauerndorf mit 500 Einwohnern. Im Sommer sind es deutlich mehr. Es liegt direkt am Meer und hat eine wunderschöne Strandpromenade, die ungefähr 2 Kilometer lang ist. Ursprünglich hat man sie als Ufermauer gebaut, inzwischen nutzt man sie als Promenade. Entlang ziehen sich Lokale, Eisdielen oder Souvenirläden. Ich habe die Promenade nie wirklich fotografiert.

 

Ostseeküste

Eigentlich wollten wir mit dem Kombi fahren, weil wir immer die Räder mitnehmen, aber da die Hitze mir sehr zu schaffen machte, disponierten wir um. Unser VW Käfer hat eine Anhängerkupplung und ein Dach, welches man bequem runterfahren kann und erst einen Tag vorher, entschlossen wir uns mit dem Halbcabrio zu fahren. Rücksitz wurde ausgebaut, sodass das Gepäck genügend Platz hatte. Die Räder kaman nach hinten auf den Träger.

Unsere Unterkunft lag in Stare- Sarbinowo, Alt Sarbinowo. Etwas außerhalb des Zentrums, sehr ruhig und mit wenigen Schritten erreichte man die Küste. Eine kleine Anlage mit Ferienhäusern, sehr gut eingerichtet und gepflegt. Wir hatten sie übers Internet ausgesucht.

Abends wird das Tor vorn geschlossen. Das ist überall genauso. Man konnte sich einfach so ein Rad leihen oder einen Grill. Alles in Eigenverantwortung. Im Haus gab es eine steile Treppe und es wurden sogar (auf Wunsch) Kindergitter installiert. Es gab Deutsche Fernsehprogramme und Zugang zum Internet.

Jedes Häuschen hatte Gartenmöbel, einen Bollerwagen für den Strand. Vorn gab es einen Spielplatz und eine Tischtennisplatte. Bücher und Zeitschriften zum Lesen konnte man ausleihen. Wobei ausleihen falsch ist, einfach nehmen und wieder zurückbringen.

 

 

 

 

Zurück zur Anreise

Natürlich kann man nicht so schnell fahren. Mit Rückenwind schafft der kleine Wagen es auf 130 km/h, meist fuhren wir 100 km/h. In Helmstedt der erste Stau und wir plauderten sehr nett mit anderen Autofahrern. Niemand regte sich auf. Es hatte eine Vollsperrung gegeben. Obwohl wir bewusst in der Nachsaison gestartet waren, war die A2 voll. Ein weiterer Stau am Berliner Ring.

Hinter Berlin wurde es besser. Die Strecke ist neu ausgebaut und endlich erreichten wir Stettin. Wir sind oft dort gewesen und wollten zunächst, tanken, essen und einkaufen. In Polen ist alles preisgünstiger.

Nach dem Tanken fuhren wir zu Mc Donald. Ich esse dort selten, aber der Fisch Mac und die Pommes musste ich mir gönnen. Danach kauften wir im großen Supermarkt nebenan Vorräte ein. Als Selbstversorger brauchte es einiges. Ich freute mich schon auf den Abend, denn wir hatten exakt am Anreisetag unseren 40. Hochzeitstag. Wir würden mit einem Glas Sekt anstoßen.

In Polen gibt es wenige Autobahnen und zur Küste gar nicht. Also fuhren wir ab Stettin Landstraße. Gut ausgebaut, es wird gesittet gefahren.


Erster Eindruck am Ankunftstag

 

Vor einigen Jahren habe ich an der VHS zwei Semester polnisch belegt und ein paar Wochen vor dem Urlaub mit Babbel (Sprachen online) wiederholt. Ich finde es wichtig die Sprache des Landes ein wenig zu kennen und etwas mehr als Bitte und Danke sagen zu können. Deutsch wird wenig gesprochen und Englisch auch nicht. Aber man kommt auch mit der Sprache, die wir alle können, klar. Ein Lächeln und mit den Händen zeigen, was man möchte. In den Unterkünften wird gut Englisch gesprochen.

Die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Sie gehen offen mit allem um. Nicht diese typisch deutsche Verklemmtheit. Der Krieg ist vielleicht nicht vergessen, aber lange her. Eine neue Generation mit anderen Ideen und Idealen wächst heran.

Am frühen Abend kamen wir an. Wir mussten durch ein Waldstück fahren und der Käfer setzte leicht auf, zumal er schwer bepackt war. Zwei Wochen Urlaub lagen vor uns. Wir richteten uns schnell ein, auspacken konnten warten und liefen die wenigen Schritte zum Meer.

Mein Mann schaute mich an und sagte – Hier gefällt es mir –

 

Weiße Sandstände soweit das Auge reichte. Ein Sonnenuntergang wie im Märchen. Wir haben ihn oft gesehen, da wir bis auf einen Regentag, nur die Sonne schien.

Alle Besorgungen oder Unternehmungen haben wir mit dem Fahrrad gemacht. Der nächste größere Supermarkt war in Mielno, ca. 6 Kilometer über den Küstenradweg durch den Wald. Ansonsten bekam man alles vor Ort.

Zwei große Radtouren hatten wir geplant. Einmal den Garten Hortulus und dann eine Rundtour. Dieser Garten ist wunderschön angelegt mit einem riesigen Labyrinth und einem Aussichtsturm. Wir haben uns wirklich verlaufen und hatten Mühe, den Ausgang zu finden.

 

 

 

 

Die andere Radtour ging zunächst am Küstenradweg entlang bis zu zum Jasmunder See, ein Bodden. Danach wollten wir über Koszalin zurückfahren und haben anscheinend den passenden Weg nicht gefunden. Aus geplanten 60 sind dann 80 Kilometer geworden, teilweise unbefahrbare Wege, aber auch schöne Ecken.

Koszalin

Ganz in der Nähe gab es einen Leuchtturm, der bestiegen werden wollte. Herrliches Sicht und hinterher gab es eine Waffel mit Sahne und Erdbeeren. Ansonsten haben wir viel Eis gegessen. Eigentlich jeden Tag. Wir haben frischen Fisch direkt vom Kutter erstanden und sind ansonsten nur gelaufen. Die Seele baumeln lassen, Steine sammeln und Bernstein suchen. Ich habe nicht einen entdeckt.

 

Die Wassertemperatur betrug 18 – 19 Grad. Wir haben viel gebadet. Zu unserer Unterkunft gehörte ein Bollerwagen, mit Stühlen usw. Wir saßen bequem am Wasser, lasen viel oder alberten herum. Um 19 Uhr ging es immer auf die Promenade, den Sonnenuntergang bewundern. Das Meer bekam eine andere Farbe, es wechselte ständig. Ein herrliches Naturschauspiel.

Der Tagesrhythmus veränderte sich schnell, morgens lange schlafen, ausgiebig frühstücken und dann meist zum Strand. Wir haben viele Kreuzworträtsel gemeinsam ausgeraten, und gekniffelt. 

 

 

 

 

Die polnische Ostseeküste ist noch unbekannt. Die Einheimischen machen hier Urlaub und viele Deutsche aus den neuen Bundesländern. Vielleicht hemmt die Sprache oder die Tatsache, dass es im Osten liegt. Ich weiß es nicht. Es gibt keine Strandkörbe, es wird nichts verkauft am Strand, außer Popcorn und Piwo (Bier). Die Menschen sind sehr katholisch, die Kirchen voll. Es gibt inzwischen große Neubaugebiete mit schicken Häusern, den Menschen geht es besser. 2010 sah es noch anders aus. Die Preise ziehen an, aber für uns war es immer noch deutlich preisgünstiger. Auch im Winter ist es hier herrlich. Vereinzelt bieten Hotels Komplettpakete an, da ansonsten alles geschlossen hat.

Als Ausflugsziel bietet sich Kolberg an. Dort gibt es Geschäfte und den Rummel, den mancher braucht. Wir waren diesmal nicht dort.

Die Zeit verflog und waren sind uns einig, wir kommen wieder. Auf der Rückreise kleiner Stopp in Berlin. Da unsere Tochter dort lebt, sind wir oft dort. Ich mag Berlin, eine großartige Stadt. Ein Koffer bleibt immer dort.

Ich hoffe, ich habe gleich ein wenig Werbung gemacht für Unentschlossene. Jede Jahreszeit ist an der Küste schön und wem langweilig wird, Danzig ist nicht weit.

©Geli Ammann

 

 

 

 

 

 

 

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